Zur Einordnung unserer Erfahrungen auf den Fincas Herrarte, haben wir das Sammelwerk „The Craft and Science of Coffee“, zu Rate gezogen, auf das wir uns in diesem Beitrag auch oft beziehen. Wir können das Nachlesen von diesem Buch nur empfehlen, da es wichtige, wissenschaftliche Erkenntnisse hinsichtlich Kaffee-Anbau und Erzeugung zusammenfasst.
Frei abrufbar über diesen Link.
Die ökologischen Aspekte auf einer Farm zu beleuchten ist für uns immer ein wichtiges Anliegen.
Wir pochen hier nicht auf ein Bio Label, weil wir um die multiplen Schwierigkeiten im Kaffeeanbau wissen, die bei einer Umstellung auf Bio nicht gerade einfacher werden. Wie in den anderen Absätzen schon angeschnitten, muss bedacht werden, dass alleine durch Roja (Kaffeerost) die Produktion einer kompletten Farm gefährdet ist. Hinzu kommt, dass die vom Markt aufgrund Geschmacksprofil präferierten Varietäten oftmals relativ empfindlich sind (Caturra, Catuai, Bourbon). Varietäten die gegen Roja resistent sind (z.B. Catimor, Sarchimor) eignen sich meist nicht für Specialty Coffee und führen bei vielen Käufern zu Stirnrunzeln.
ÖKOLOGISCHER ASPEKT – SCHATTENANBAU
Alle Kaffees auf den Fincas Herrarte werden im Schatten angebaut. Das bedeutet, dass die niedrig wachsenden Kaffeesträucher von vorhandenem Baumbestand teilweise beschattet werden. Der Beschattungsgrad wird an die Gegebenheiten angepasst und bei Bedarf durch Beschneidung korrigiert. Idee des Schattenanbaus ist es die natürliche Umgebung des Kaffeestrauchs zu imitieren. Der wächst nämlich nicht alleine auf freiem Feld, sondern in waldähnlichen Strukturen, wie ihr auf dem nachfolgenden Foto sehen könnt.
Der Anbau unter Schatten, wie es auf den Fincas Herrarte umgesetzt wird, ist sehr naturnah möglich. Der natürliche Wald liefert bereits eine gewisse Menge Dünger und schützt den Boden vor Erosion. Die Kaffeepflanze ist besser geschützt gegen Schädlinge und Krankheiten, weil sie in ihrem natürlichen Umfeld wächt. Die Temperaturen schwanken weniger stark durch die regulierende Wirkung des Waldes. Es gibt Untersuchungen darüber, dass die Biodiversität auf Kaffeefarmen die Schattenanbau praktizieren genau so hoch sein kann wie im unberührten Wald (The Craft and Science of Coffee, S. 86).
Schattenbäume können außerdem dazu beitragen, dass die Farmer ihr Einkommen diversifizieren und z.B. weitere Früchte oder Feuerholz erzeugen können (The Craft and Science of Coffee, S.32). Aufgrund der schwierigen ökonomischen Gegebenheiten im Kaffeeanbau ein wichtiger Aspekt. Alles in allem ist Kaffee, wenn er im Schatten angebaut wird, eines von wenigen Agrarprodukten, welches so im Einklang mit Natur und anderen Produkten angebaut werden kann.
KAFFEEMONOKULTUR UNTER SONNE
Um den Unterschied zu künstlich angelegten, industriell arbeitenden Kaffeefarmen noch zu verdeutlichen, könnt ihr auf dem nachfolgenden Bild ein typisches Bild einer Kaffee-Monokultur in Brasilien sehen:
Der monokulturelle Anbau unter Sonne (Sun monoculture) ist ausschließlich über den intensiven Einsatz von chemischen Düngern und Pestiziden möglich. Andere Pflanzen, die Nahrung oder Lebensraum für Tiere bilden könnten, sind unerwünscht und behindern die mechanische Ernte. Diese Form des Anbaus führt zu einer Erhöhung des Ertrags unter nicht einkalkulierten Schäden für die Natur. (The Craft and Science of Coffee, S. 28-30).
UMGANG MIT DÜNGE-, PFLANZENSCHUTZ-MITTELN UND PESTIZIDEN
Isabel erzeugt auf ihrer Farm natürlichen Dünger aus Kaffeepulpe. Dieser wird beim Setzen neuer Pflanzen verwendet. Die Setzlinge dafür, zieht Isabel selbst.
Auf dem folgenden Foto könnt ihr die Setzlinge sehen, die in der sogenannten Nursery angepflanzt werden.
Einmal im Jahr wird die Bodenqualität analysiert und ein abgestimmter Dünger verwendet. Dadurch wird Überdüngung verhindert und die Pflanzen werden bestmöglich versorgt.
Zur Eindämmung von Roja kommt einmal im Jahr hierzu ein Fungizid zum Einsatz. Trotzdem sieht man Roja überall auf der Farm und es ist noch nicht lange her, dass ein Roja Ausbruch mehrere Erntejahre zu Nichte gemacht hat. Wir sprechen hier also nicht von Maßnahmen, um einfach nur den Ertrag zu maximieren, sondern um die Existenzgrundlage der Farm zu erhalten.
UMGANG MIT WASSER
Aufgrund des Schattenanbaus ist es zum Glück nicht nötig, dass die Kaffeepflanzen künstlich gewässert werden.
Der Hauptteil des geernteten Kaffees auf den Farmen wird gewaschen. Hierzu wird Quellwasser aus einer eigenen Quelle verwendet. Das Wasser ist notwendig für die Entpulpung (Abquetschen des Fruchtfleisches), zum Entfernen der Mucilage (Schleimschicht um den Kern herum) durch Fermentation und zum Transport des Kaffees z.B. zu den Trocknungsbetten. Für die Fermentation wird frisches Wasser benötigt, ansonsten kommt es zu Fehlgeschmack. Das Wasser wird recycelt und mehrmals verwendet. Auf der Farm gibt eine einfache Anlage zur Wiederaufbereitung des Wassers. Nachdem das Wasser mehrmals verwendet wurde, werden hierbei Sedimente entfernt. Danach kann das Wasser wieder zur Entpulpung und zum Transport verwendet werden.
Die Farm von Isabel ist Rainforest zertifiziert. Welche Standards dieses Siegel im Bereich Soziales und Ökologie festlegt, könnt ihr hier nachlesen.